Fundraising – wie geht das?

Wie die meisten von euch wissen, habe ich meine Kosten für die HSCT in Moskau per Fundraising organisiert – und dies in nur 8 Wochen.

Es war mir selbst nicht möglich so viel Geld eigentlich zu beschaffen, weder durch Kredite noch besitze ich halbwegs materiell wertvolle Sachen.

Fundraising war meine einzige Chance – deshalb bin ich bis heute überwältigt vom Erfolg, der mir dieses neue Leben ermöglicht hat.

Weil ich meine Geschichte mit Hilfe von RTL in die Öffentlichkeit gebracht habe, kontaktieren mich wöchentlich bis heute viele Menschen, die mit MS diagnostiziert wurden und wie ich die Sackgasse Richtung Hölle verlassen möchten. 50.000€ sind für die allermeisten jedoch nicht realisierbar und so erhoffen sie sich die Art von  Unterstützung, wie ich sie erhalten durfte.

Wie hast das gemacht? Hast du Tips? Das sind Fragen, die ich immer häufiger gestellt bekomme.

Deshalb möchte ich hier etwas näher darauf eingehen und euch aus eigener Erfahrung einige Basics für eine erfolgreiche Spende Kampagne mitteilen.

Zu aller erst: es ist wirklich sehr wenig Erfolg versprechend, die Krise kurz zu schildern und dann um Hilfe zu bitten. Die meisten Menschen werden euch bedauern, euch leise alles Gute wünschen und weiter klicken. Wirklich innehalten und Spenden möchten die Menschen erst dann, wenn sie in die Problemlage involviert sind. Also wie involviert ihr die Menschen? Ihr stellt euch vor! Ihr erzählt eure private und teils auch intime Geschichte und lasst die Menschen einfach ganz genau wissen, was bei euch im Leben gerade passiert. Ihr habt die Diagnose MS bekommen und jetzt wollt ihr kämpfen und braucht dafür Unterstützung – okay. Aber was bedeutet diese Diagnose für euch, mit was für Gedanken und Ängsten geht ihr durch den Tag, wie hat sich eure äußere, aber auch innere Welt seither verändert? Was erlebt ihr in eurem Kopf, in eurem Seelenleben. Die Menschen wollen euch kennenlernen und sie müssen Teil eures Kampfes werden. Denn diesen Kampf wollt bzw. könnt ihr nicht alleine schaffen, also nehmt die Menschen mit, weiht sie ein in euer Leben mit der MS.

Wichtig ist auch, dass der Spenden Prozess sichtbar wird. Ich hatte einen Spendenstrahl auf meiner Webseite – so wie sie auch die Crowdfounding Plattformen nutzen. Dieser Strahl motiviert enorm! Die Menschen fiebern mit und es entsteht ein regelrechter Wahn, diesen Strahl immer weiter wachsen zu sehen. Glaubt mir, meine Aktion wäre lange nicht so erfolgreich verlaufen ohne diesen Strahl.

Wichtig sind auch regelmäßige Updates und Messages an eure Unterstützer da draußen. Ich habe dafür meinen Blog erstellt. Vergesst nicht, ihr kämpft nicht alleine! Eure Spender wollen mit dabei sein! Und es werden immer mehr werden, weil es Spaß macht dabei zu sein! Mein Blog diente mir auch gleichzeitig als Tagebuch, weil ich meine Emotionen und Gedanken zu diesem Geschehen niederschreiben konnte. Das tat gut und ist mir bis heute eine wunderschöne Dokumentation.

Noch etwas, was ich persönlich für mich reflektiert habe: positive Grundstimmung! Niemand möchte jemanden leiden sehen – sorry. Aber so hart es klingt, die meisten von uns allen halten Abstand vom Leid. Das ist nunmal so. Leid zieht runter. Und die Zeiten in denen die Menschen aus Mitleid gespendet haben sind vorbei. Vielleicht tummelt sich da draußen noch die ein oder andere Omi bei der ein Dackelblick das Portemonnaie öffnet. Aber Nein – die meisten wollen für etwas spenden was Spaß macht. Mir selbst geht es ähnlich. Ich persönlich spende unter der Rubrik „Mitleid“ auch, aber das beschränkt sich ausschließlich auf Tiere und Kinder. Meine Spenden für Erwachsene gehen ausschließlich nur an Leute, die eine Vision haben und dafür kämpfen! Ich beobachte Spendenaktionen seit meinem eigenen Erleben ganz gerne. Und mir fällt einfach auf, dass die Mitleidsnummer wesentlich weniger Erfolge erzielt als kräftige Menschen, die kraftvoll und mit aller Energie kämpfen wollen. Am Anfang habe ich erklärt, dass es super wichtig ist, die Menschen zu involvieren. Niemand von uns möchte in Krisen involviert sein oder? Aber an Erfolgen nehmen wir sehr gerne Anteil! 😉 Also lasst eure potenziellen Mit Kämpfer spüren, dass ihr trotz der Krise noch genügend Energie habt, um zu gewinnen!

Ja, das sind meine Tipps. Und was vielleicht auch noch wichtig ist zu erwähnen: ich habe mich zu Beginn mit Spendenaktionsanalysen beschäftigt. Es gibt Leute, die Spendenaktionen und deren Erfolge evaluiert und analysiert haben. Googelt euch da mal ein bisschen rum, das ist interessant und hilfreich. Eine Analyse zum Beispiel war, dass die erfolgreichsten Spendenkampagnen alle eines gemeinsam hatten: eine große Anfangswelle! Ist der Anfang schon nicht gut, wird es auch im Laufe der Aktion eher so vor sich hin plätschern. Das heißt: Wartet bis ihr alles fertig habt und gebt dem ganzen dann einen festen Kick-Off Termin! Motiviert eure engen Freunde schon am Anfang zu spenden und bitte nicht bis zum Schluss zu warten, um erstmal zu gucken wie es so läuft. Der Erfolg gleich zu Anfang motiviert enorm! Er zeigt den Menschen, dass hier was „Großes“ passiert, so schafft ihr Aufmerksamkeit.

Ja, das waren sie meine Tipps.

Wenn es euch schwer fällt und ihr nicht wisst was ihr schreiben sollt: plaudert, erzählt einfach drauf los. Das ist authentisch. Authentizät ist sowieso wichtig, bei allem was wir tun. Aber hier ganz besonders. Versucht euch nicht zu verstellen – Spenden erfolgt in der Regel über das innere Gefühl zu einer Sache. Und da ist Authentizät einfach der Schlüssel.

Viel Erfolg!!